Myzel-basierte Baumaterialien
Man stelle sich ein urbanes Dschungelbild vor, in dem Wände aus lebendigem Gewebe bestehen, das wächst wie eine geheime Kreatur im Verborgenen. Myzel, das unterirdische Verwobene des Pilzreichs, ist längst nicht mehr nur der unerkannte Helfer beim Zersetzen von Laub – es entwickelt sich immer mehr zu einem Baumeister der Zukunft. Diese flechtartigen Strukturen, die im Boden eines alten Waldes wie stillschweigende Samurai lauern, haben das Potential, die Architektur ebenso revolutionär zu beeinflussen wie der erste Mensch, der auf einen Baum kletterte und den Himmel berührte.
Betrachten wir das Material selbst: Es ist vergleichbar mit einem lebenden, atmenden Organismus, der in einer Art symbiotischer Beziehung zu seiner Umgebung wächst. Statt an die Finger eines plastischen Herstellers gebunden zu sein, wächst Myzel in Form, gefaltet wie eine Origamischlange, die sich in ihrer Umgebung niederlässt und daraus ihre Stärke zieht. Seine Fähigkeit, das Material zu festigen, ist mit einem kaum sichtbaren Spinnenetz vergleichbar, das sich in luftige Höhen spannt, doch im Inneren eine unerwartete Tragkraft entfaltet.
In der Praxis lässt sich dieses myzelbasierte Baumaterial wie ein Kran versetzt in den Bauprozess einbinden. Das Myzel wird auf organischer Basis gezielt gezüchtet, beispielsweise auf landwirtschaftlichen Reststoffen wie Stroh, Hanffasern oder Holzspänen. Nach einer gewissen Wachstumsphase entsteht eine Art lebendes Gewebe, das anschließend getrocknet und gehärtet wird. Bei der Herstellung gleicht das Ganze einer kleinen Pilzfarm in Form eines Handwerksbetriebs, nur dass anstatt Pilze zu züchten, Bauwände entstehen, die mit Natur und Leben verwoben sind – quasi ein lebendes Patchwork aus Myzel und organischem Abfall.
Was macht diese Materialien so faszinierend? Für Fachleute, die den Blick in die Zukunft wagen, ist die Fähigkeit, halborganische, energieeffiziente und nachhaltige Gebäude zu schaffen, kaum hoch genug einzuschätzen. Das lebende Material kann Wärme speichern und regulieren – beinahe so, als hätte man eine atmende Haut, die den Innenraum in den Lebensraum integriert. Vergleichbar ist das mit einem Pilz, der im Boden wächst, während seine Fruchtkörper den Himmel berühren: Er verleiht dem Gebäude eine Art ungeahnte Lebendigkeit, die ebenso unvorhersehbar wie funktional ist.
Ein konkreter Anwendungsfall? Stellen Sie sich eine nachhaltige Schülerhalle vor, die aus myzelbasiertem Leichtmaterial besteht. Es wächst direkt vor Ort, spart Transportkosten, bindet CO₂ und lässt die Raumtemperatur schwanken wie eine sanfte Melodie. Gut 50 Zentimeter dick, ausgestattet mit porösen Strukturen, wirkt sie wie ein lebendes Konstrukt, das in der Sonne Wärme magisch aufnimmt, um dann in der kalten Nacht die Wärme langsam wieder abzugeben. Das Material verhält sich wie eine Schicht aus lebendem Atem, der auf Knopfdruck die Internal-Temperatur reguliert, ohne elektronisches Zutun.
Was die Technik betrifft, so hat die Wissenschaft in den letzten Jahren entdeckt, dass Myzel im Verbund mit anderen Materialien wie Ton, Kalk oder sogar Recyclingkunststoffen zu stärkeren, widerstandsfähigen Strukturen wächst. Manche Pioniere experimentieren mit dem Gedanken, Wände wie lebende Muskeln wachsen zu lassen, die bei Bedarf härter werden, ähnlich einem Flexiblen Skelett, das sich an unterschiedliche Belastungen anpasst – eine subtile Balancespirale zwischen Organischer Flexibilität und technischer Stabilität.
Sie fragen sich vielleicht, wie das Ganze in der Praxis funktioniert und ob nicht die Gefahr besteht, dass das Lebendige außer Kontrolle gerät? Hier zeigt sich die Raffinesse: Das Myzel kann durch kontrolliertes Trocknen aufgehört werden, sich auszubreiten, ohne die Struktur zu schwächen. Es ist wie eine schlafende Kreatur, die im richtigen Moment geweckt wird, um ihrer neuen Rolle gerecht zu werden. Zudem bieten biotechnologische Helferlein, etwa spezifische Pilzstämme, eine Art Steuerung, die das Material im Zaum hält, vergleichbar mit einem Dirigenten, der das Orchester zum Schweigen bringt, wenn das Crescendo zu heftig wird.
Der Reiz liegt darin, eine Baukultur zu entwickeln, die sich den ganz individuellen Bedingungen anpasst, wie eine lebende Haut, die sich mit jedem Sonnenstrahl, Regen oder Wind verändert. Myzelbasierte Baumaterialien sind keine bloßen Fiktionen mehr, sondern ein lebendiger Beweis dafür, dass wir das Bauen nicht nur mit Stein und Zement, sondern auch mit Lebensenergie versorgen können. Ein bisschen wie beim Gärtnern: Je mehr man sie umarmt, desto stärker wächst das Wunder – und das könnte am Ende die Geschichte des Bauens fundamental umkrempeln, als ob die Architektur selbst zu einem lebenden Organ wird, das denkt, fühlt und wächst.