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Myzel-basierte Baumaterialien

Man stelle sich vor, ein Gebäude wächst wie ein Urwald in Miniatur, seine Grundmauern genährt von einem lebendigen, atmenden Organismus: dem Myzel, jener undergound-unternehmerischen Netzwerkart der Pilze. Wie ein unsichtbarer Architekt webt es sich durch den Boden, verbindet Wurzeln mit Wurzeln, und könnte, wenn man es ließe, gleich einer urbanen Dschungelstadt aus lebendigem Material fungieren. Für Fachleute ist das Wissen um das Myzel-basierte Baumaterial eine Art Entdeckung der versteckten Stadt im Boden, in der ein unsichtbarer Bauarbeiter ständig meditiert, arbeitet und regeneriert.

Dieses Material ist kein statisches Gebilde, sondern eher ein lebendiges, sich selbst versorgendes System. Es hat Ähnlichkeit mit einem symbiotischen Tanz, bei dem Pilz und Pflanzen wie Partner im Ballett zusammenwirken. Das Myzel verflechtet sich mit landwirtschaftlichen Abfällen und organischen Reststoffen, baut daraus fädelige, faserige Strukturen, die hart und doch elastisch sind – wie ein Seil, das zuvor nahrhafte Wurzeladern verschlungen hat. Fachleute, die es verstehen, können diese lebenden Baumaterialien so programmieren, dass sie wuchern, sich verdichten oder sogar reparieren wie eine biologische Reparaturwerkstatt im Miniformat.

Anders als Beton, der die Jahrzehnte auf der Seele zu tragen scheint wie eine alte Seele, atmet das Myzel-Material mit den Pflanzen, die in seinem Gewebe schlummern. Es ist ein lebendes Puzzle, das, wenn es richtig gepflegt wird, nicht nur haust, sondern wächst, sich anpasst und von Einflüssen der Umwelt beeinflusst wird. Es ist, als würde man einem organischen Künstler erlauben, eine Skulptur aus lebender Masse zu schaffen. Für nachhaltigkeitsorientierte Bauherren ist dies eine Offenbarung: ein Material, das sich selbst reguliert, Feuchtigkeit durch Transpiration kontrolliert und sogar Schadstoffe in der Luft abscheidet.

Vom praktischen Gesichtspunkt her eröffnen sich ungeahnte Chancen bei der Verarbeitung: Myzel ist wie eine weiche, formbare Masse, vergleichbar mit einem Papier-Tapeten-Märchen, das nach dem Gießen in die Form überquillt. Es lässt sich in tragende Strukturen verwandeln, die wie lebendige Kerzenleuchter ihren Zweck erfüllen. Die Verwendung von Myzel allein als Dämmmaterial ist so, als würde man ein warmes Fell über ein Gebäude legen, das gleichzeitig atmet und durch seine poröse Struktur die Wärme im Inneren hält, ohne zu ersticken. Für Ökobauern und Architekten, die lieber mit lebenden Elementen arbeiten, wird dieses Material zur anschaulichen Zukunftsvision: eine lebendige Mauer, die growt, selber heilen kann und sich im Lauf der Zeit an neue Umweltbedingungen anpasst.

Konkrete Anwendungsfälle sind längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern Realität, die wackelt, wächst und manchmal sogar singt. In Berlin experimentierten Forscher damit, Myzelverbindungen als Schalung für Beton zu verwenden, die nach dem Aushärten biologisch zersetzt werden können – so verschwindet die Hülle, aber die Idee bleibt. Andernorts nutzt man das lebende Material als Dämmstoff, der sich bei Feuchtigkeit ausdehnt – wie ein lebendiger Luftballon, der nie platzt, sondern nur wächst, um das Haus warm und trocken zu halten. Ein weiteres, schrulliges Projekt aus Norwegen: Moose und Myzel kombiniert, um in kalten Wintern wie lebende Heizdecken zu wirken. Diese Ansätze sind eher wie Experimente im lebendigen Labor, bei denen jedes Molekül einen Tanz aufführt – das der Nachhaltigkeit, der Anpassungsfähigkeit und der biologischen Vielfalt.

Doch die Zunge des wissenschaftlichen Fortschritts ist lang und die Verlockung groß, Myzel auch als tragendes Element in Brunnen, Brücken und skurrilen Kunstwerken zu integrieren. Dabei fühlt sich das Material eher an wie eine lebendige Schale, eine Schutzhülle, die im Laufe der Jahre mit den Gebäuden wächst und sich verändert, anstatt sie wie eine äußere Hülle von außenseitig auflassen. Das Myzel als Baumaterial ist wie der Zen-Gärtner der urbanen Ökologie: er formt, nährt, erneuert, ständig im Fluss und nie fixiert. Es ist eine Einladung, die Grenzen zwischen lebendigen Organismen und gebauter Welt aufzuheben, um eine Architektur zu schaffen, die nicht nur steht, sondern lebt, atmet und wächst – wie ein Wächter im Dschungel der menschlichen Schöpfung.